Abrichtung

 

Abrichten ist das Gewöhnen an bestimmte Verhaltensweisen auf gedächtnismäßiger Grundlage durch absichtlich gesetzte Sinnesreize.

"Ständiger Gebrauch stärkt das Organ, ständiger Nichtgebrauch führt zum verkümmern!" J.B.LAMARCK

Auf dieser vereinfachten Formel basieren die Spitzenleistungen, zu denen ein untrainierter Körper nicht fähig wäre. Sie wird aber auch vom Mensch im Umgang mit dem Hund oft vernachlässigt uns so werden die natürlichen Veranlagungen des Hundes oft zu spät erkannt oder nicht intensiv genug gefördert.

Dies geschieht schon im Welpenalter durch die Gewöhnung an die natürliche Umwelt.

Diesen Leitsatz verfaßte Konrad MOST in seiner von ihm entwickelten Abrichtelehre um 1910.

Die moderne Abrichtung ist gekennzeichnet durch einen systematischen Trainingsaufbau unter Berücksichtigung des speziellen Wesens und dem Wissen über die Intelligenz (Aufnahmefähigkeit) des Hundes und den sich daraus ergebenden Abrichtemethoden.

Grundlage der Abrichtung bildet das Wissen über die Erkenntnisse des I.P.PAWLOW (1849-1936), hinsichtlich der Physiologie des Nervensystems, welches eine Abrichtung auf wissenschaftlicher Basis ermöglicht.

Der erste Leitsatz PAWLOW's lautete:

Der Organismus und seine Umwelt bilden eine gesetzmäßige Einheit!

Somit gehören zum Verstehen des Hundes grundlegende Kenntnisse über Organismus und Umwelt, deren Einheit und Wechselwirkung.

 

1. Der Organismus

 

Unter Organismus versteht man ein einheitliches, gegliedertes, lebendiges und selbstständiges Ganzes.

Ein lebendiger Körper bei welchem das Zusammenspiel der Organe Voraussetzung ist.

Ein Organismus ist das Pantoffeltierchen, der Fisch, die Vögel, der Hund und der Mensch ebenso wie alle Arten von Pflanzen.

 

2. Die Umwelt

 

Unter Umwelt versteht man die Gesamtheit aller Faktoren, die den Entwicklungsprozeß der Organismen beeinflussen können.

Um zu können, benötigt der Organismus vier elementare Grundbedingungen:

a. ein günstiger Temperaturbereich zwischen -0- und -40- Grad Celsius

b. eine bestimmte Gashülle (Atmosphäre), wobei die Zusammensetzung der Luft ebenso wichtig ist wie der Druck

c. das Wasser

d. das Licht und die Sonnenstrahlung

Um existieren zu können, benötigt jeder Organismus seine spezifische Umwelt. Ändert sich diese, muß sich der Organismus anpassen oder er stirbt aus.

Das Tier benutzt die äußere Natur und bringt Änderungen in ihr einfach durch seine Anwesenheit zustande.

Der Mensch ist das einzige Lebewesen, welches sich nicht nur anpaßt, sondern durch bewußtes Tun die Umwelt selbst verändert.

 

3. Die Wechselwirkung zwischen Organismus und Umwelt

 

Organismen bilden mit anderen Organismen in einem bestimmten Lebensraum eine Lebensgemeinschaft.

Dabei nimmt jede Art einen bestimmten Platz durch die Art der Nahrungsaufnahme, Vermehrung und Feinde ein.

Es entsteht ein Netz von Abhängigkeiten, welches zu einem biologischen Gleichgewicht führt - BIOTOP-.

Die Veränderung der Umwelt hat größten Einfluß auf die Entwicklung der Organe und damit auf die verschiedensten Organismen.

Lebensweisen, Gewohnheiten und Bedürfnisse wandeln sich mit den veränderten Umweltbedingungen und die individuellen Veränderungen der Organismen übertragen sich auf die Nachkommen.

Beispiel: Trockenperiode - wenig Pflanzen

Weniger Pflanzenfresser - weniger Fleischfresser

Entsprechend seiner Domestikation (Umbildung wildlebender Organismen) ist der Hund das Produkt der Entwicklungsgeschichte, welches sich durch notwendige Anpassung und zielgerichtete Auswahl des Menschen zu den heutigen Individuen herausbildet.